Vielen ist nicht bewusst, dass die Unterlage bei Obst die zu erwartende Baumgröße bestimmt. Die meisten Obstbäume bestehen aus zwei Teilen: die Unterlage, welche die Wurzel darstellt und die Edelsorte, welche den Stamm und die Krone bildet. In der Baumschule werden diese zwei Teile zum Verwachsen gebracht, so dass daraus eine Pflanze entsteht. Dieser Vorgang wird Veredlung genannt. Die Höhe des Kronenansatzes, z.B. beim Busch 40-60 cm, beim Halbstamm 120-140 cm sowie beim Hochstamm 160 cm bzw. ab 180 cm, hat nur mit der Baumform zu tun. So wie ein Auto mit viel PS schnell ist, bringt eine Sämlingsunterlage mit viel Leistung immer große Bäume hervor. Halbstämme sind zumeist mit einer starkwachsenden Unterlage produziert und werden folglich genau so groß wie Hochstämme. Früher war in jeder Baumschule der Baum mit zwei Etiketten versehen, welche die Edelsorte sowie die Unterlage auswiesen haben. Heute werden vielfach nur noch die Sorten ausgewiesen. Für den Hausgarten werden oft schwach bis mittelstark wachsende Unterlagen gewünscht, was eine Baumhöhe von 2 bis rund 5 Metern möglich macht. Bei Säulenobst oder Zwergformen ist anzunehmen, dass hier die Unterlage passt, denn die Bäume werden gezielt mit dem Versprechen verkauft, klein zu bleiben. Anzumerken ist, dass übliches Säulenobst, je nach Sorte eine Höhe von bis zu 5 m erreichen kann. Wird ein „Busch“ gekauft, kann prinzipiell jede Unterlage dahinterstecken. Der Verbraucher kann dann aber nicht abschätzen, ob der Baum nur 2,5 m oder 5 m Höhe erreicht. Sofern die Unterlage angeschrieben ist, kann schnell über das Smartphone geprüft werden, ob der Baum in die gewünschte Richtung geht. Ein paar Beispiele: Beim Apfel sind M9, B9 oder M26 schwachwüchsige Unterlagen, stärker wachsen M4, M7 und MM106. Bei der Birne sind BA29, Quitte A oder Quitte C zu nennen. Bei den Zwetschgen sind WaFit, WEIWA oder vereinzelt auch Pixy und vva1 im Handel. Bei Kirschen haben sich GiSelA 3 und 5 etabliert. Wenn die passende Sorte gefunden ist, sollte die Beratung vor Ort auch auf die Unterlage eingehen, damit je nach Boden und dem gewünschten Verwendungszweck das Passende gefunden werden kann. Es ist natürlich möglich, im Garten nur schwachwüchsigen Obstbäume zu pflanzen, doch finde ich es dennoch erstrebenswert, auch einen Hausbaum zu haben. Hier finde ich einen Hochstamm oft geeigneter wie einen Halbstamm, denn aufgrund des höheren Ast- bzw. Kronenansatzes kann der Raum unter dem Baum genutzt werden.