Presstechniken

Im Vorgriff auf die Obstsaison im Herbst und nach meinem Versuch, Johannisbeeren zu pressen, möchte ich auf meinen Favoriten für den Hausgebrauch, die Hydro- oder Parapresse, eingehen. Hier wird nicht mit Muskelkraft oder einem Hubzylinder gepresst, sondern der Wasserdruck macht die Arbeit. Es wird ein Ballon mit Wasser gefüllt, der gegen eine perforierte Wandung drückt und somit die Maische auspresst. Bei einem Arbeitsdruck von maximal 3 bar, abhängig vom Modell, können bis zu 20 Tonnen Druck erzeugt werden. Die Reinigung erfolgt relativ einfach mit dem Wasserschlauch und einem Lappen. Hydropressen sind nicht geeignet, um z.B. Zwetschgen direkt zu pressen. Sollen diese jedoch gepresst werden, ist unbedingt ein vorheriges Entsteinen erforderlich. Die schafkantigen Steine können den Ballon, welcher als Wasserbalg oder Membrane bezeichnet wird, beschädigen. Ich nutze ein 10-Liter-Modell, um kleine Mengen an Beeren, frühe Birnen oder späte Quitten abpressen zu können. Denn gerade in der Zeit vor und nach der eigentlichen Apfelernte haben Vereinspressen oder gewerblichen Pressen meist noch geschlossen. Man darf sich von der Mengenangabe nicht täuschen lassen: wenn 10 Liter verarbeitet werden und von bis zu 4 Pressgängen in der Stunde ausgegangen wird, können mehr als 20 Liter Saft gepresst werden. Bei den im Handel erhältlichen kleinen Pressen gibt es auch noch 6- und 8-Liter-Modelle, welche für den Hausgebrauch und kleine Mengen prima sind. Um z.B. Birnen oder Äpfel überhaupt pressen zu können, müssen die Früchte zuvor zerkleinert werden. Ich wasche die Früchte und entferne das Kernhaus sowie etwaige Faulstellen. Das Kernhaus samt Kernen entferne ich deshalb, da ich die amygdalinhaltigen Kerne aus gesundheitlichen Gründen nicht schreddern möchte und keine andere Möglichkeit zum Zerkleinern als einen robusten Haushaltsmixer habe. Nach ca. 5 Durchgängen ist die Presse voll. Wird der gewonnene Saft anschließend direkt in den Kühlschrank gestellt, setzt keine nennenswerte Gärung ein und der Saft kann innerhalb von 2-3 Tagen aufgebraucht werden. Bitte beachten Sie, dass dieser unbehandelte Saft nicht von jedem vertragen wird und es sich um ein rohes Lebensmittel handelt, das z.B. Schwangere meiden sollten. Wenn Sie viel Obst verarbeiten möchten, empfehle ich eine größere Presse, eine geeignete Obstmühle sowie Einkocher oder große Töpfe zum Pasteurisieren. Hierfür fallen allerdings schnell Investitionskosen von über 1000 € an. Beschäftigt man sich vor der Ernte mit einer Anschaffung, können eventuell Angebote genutzt werden. Wer gebraucht kaufen möchte, ist gegebenenfalls nach der Saison besser dran. Ich bringe größere Mengen zur Obstpresse, denn neben der hohen Investition braucht die Eigenverarbeitung mehr Zeit und die kleine Presse soll nur eine Ergänzung sein. Zu Hause wird der frische Saft sehr geschätzt, so dass immer Hilfe bei der Herstellung zu erwarten ist.